29. Oktober 2013

Setzt mich wieder zusammen

Totale Finsternis in meinem Kopf
nach einer schlaflosen Nacht.
Kaputt, zerbrochen, mit Kräften am Ende.

Setzt mich wieder zusammen,
damit ich meine Füßchen und Händchen bewegen kann,
schenkt mir einen heißen Kakao ein
und schickt mich spazieren, meine Freunde.

Ich wandere durch meine Stadt.
Die Morgensonne blendet Passanten.
Ich höre den Akkordeonklang,
doch der ärgert mich heute nicht.

Ich lächle eine krumme Oma an,
gebe ihr ein paar Münzen in die Hand,
der Armen mit der Krücke.

Ich setze mich in ein Café,
denke: „Wie schön ist es zu Hause“
und bekomme Heimweh.

26. Oktober 2013

Black Humor

Если молчишь - бьют,
а удивишь – любят.
Стонут зад и душа от любви и побоев.
А кому же сейчас хорошо?

Wenn du schweigst –schlägt man dich,
beeindruckst – liebt man dich.
Deine Asch und die Seele stöhnen unter Liebe und Schlägen.
Wem geht es denn heute noch gut?


Жилой район граничит с лесопарком.
Границей служит новая дорога.
Машины мчатся резво по асфальту.
Уже троих детей там задавили.

Ein Wohnbezirk grenzt an den Wald.
Die neue Straße läuft Entlang der Gränze.
Die Autos rasen schnell übern Asphalt.
Bereits drei Kinder wurden überfahren.

25. Oktober 2013

Mit der Anomalie des Dichters

Mit der Anomalie des Dichters glänze ich
und aus der Kehle einen wilden Schrei stoße ich aus
beim Gehen.
In meinen Cordjacken-Taschen sind die
Zeilenfetzen, durch dich inspiriert,
diese trage ich.
Du läufst von mir weg, oh, meine Gemächliche,
du willst sie nicht, du, meine Widersetzliche,
du musst arbeiten, korrigieren – nein!
Dann geh und koche uns das Essen.

Ziegelstein ins Gesicht

Ziegelstein ins Gesicht,
Um Worte präziser zu wählen.
Mit ungeschickter Feder
Und der Tinte aus frischem Blut
Übertrug ich das Gedicht auf's Papier.

Ich würde es gern auf der Bühne erleben,
Wie Rilke es nachdenklich vorträgt,
Brodsky melodisch rezitiert,
Chulpan Khamatova darunter leidet,
Und einen donnernden Applaus ertönt!

14. Oktober 2013

Das dünne Blattpapier

Ein neunjähriger Honigcroissant-Junge und sein Vater, der sich oft ohne jeglichen Grund um alles mögliche Sorgen machte, fuhren zu einem Schachturnier mit ihrem alten Auto auf der Autobahn, die von unten nach oben durch das ganze Land zum kalten Meer führte. Draußen schien die Herbstsonne, die friedlich und zart auf die frisch abgeernteten Felder strahlte. Es gab fast keinen Gegenverkehr, da die meisten Menschen am Sonntag noch schliefen, statt rum zu Fahren. Er war nervios, was sich in seiner Gestik, Abgerissenheit der Gedanken und häufige fragende Blicke in den Rückspiegel zu seinem Sohn wiederspiegelte, der immer freundlich zurück lächelte, sonst las das Kind in seinem Buch oder spielte auf dem Smartphone. Das Bevorstehende belastete jedes Mal sehr das erregte Gemüt des Vaters.